Architektur
Der Katharinen-Turm war eine temporäre Gerüstkonstruktion, die an die historische Erinnerung an den verlorenen Südturm anknüpfte, den städtischen Raum Zürichs neu interpretierte und zugleich ein temporäres visuelles Symbol für die Sichtbarkeit von Frauen im öffentlichen Raum setzte.
«Die 40 Meter hohe Installation etablierte sich als temporäres Wahrzeichen im Zürcher Stadtbild, neben den bekannten Profilen des Nordturms des Fraumünsters, dem Glockenturm des nahen St. Peter und den beiden Türmen des Grossmünsters. [...] Als Hommage an das Fraumünster, an seine letzte Äbtissin Katharina von Zimmer und an das Engagement der Frauen wurde einer seiner Türme dem Gebäude zurückgegeben und das Bauwerk in einer zeitgenössischen Richtung neu interpretiert.» © E. Gargaglia










Südturm: 1170–2024
Die Kunsthistorikerin Elena Gargaglia schreibt in ihrem Exkurs über das historische Bild des Fraumünsters: «Das Geweih des Hirsches, der in der Legende die beiden Prinzessinnen nachts auf ihrem Weg zwischen der Burg und dem heiligen Ort durch den Wald führen musste, war in der Tat mit Licht oder hohen Kerzen ausgestattet; es ist naheliegend, dass dieselbe Symbolik in der Struktur des Fraumünsters, das durch seine zwei Türme gekennzeichnet war, vorhanden war.»
Turminstallation
- Auftraggebende: Verein Katharinen-Turm
- Architektur: Debora Burri-Marci, Architektin AAM OTIA, FREEFOX Architecture Studio LLC, Paradiso (Siegerin Ideenwettbewerb, Bearbeitung bis Baueingabe) / JJAdM Architekten GmbH ETH SIA, Luzern (Bearbeitung ab Baueingabe, Bauleitung und Ausführung)
- Ausführung: Nüssli (Schweiz) AG, Hüttwilen
- Tragwerkskonzept: Roland Zeller dipl. Bauing. ETH HTL SIA, WAM Planer und Ingenieure AG, Bern / David Frei, Nüssli AG, Hüttwilen
- Brandschutzplanung: ARC Experts, Zürich
- RE-USE Träger: Eberhard Bau AG, Kloten
Video des Aufbaus
Wettbewerb
Das Fraumünster hatte ursprünglich zwei Türme, wie das gegenüberliegende Grossmünster. Im 18. Jahrhundert wurde der Südturm abgebrochen. Als Erinnerung an die Reformation und an die Übergabe der Fraumünster-Abtei an Kanton und Stadt Zürich im Jahr 1524 soll der fehlende Turm wieder sichtbar gemacht werden. Auf welche Art und Weise schlagen sechs Architektinnen und Künstlerinnen im Rahmen eines privaten, einstufigen Wettbewerbs vor.
Projekt «Frauen machen Dampf»


1. Platz / Debora Burri Marci, FREEFOX Architecture Studio LLC
In der südöstlichen Ecke des Fraumünsters steht eine Gruppe von 29 sternförmig angeordneten Stäben um den Abtei-Brunnen herum. Sie tragen die Namen der 29 Äbtissinnen und ragen als Turm in die Höhe. Diese «Baumgruppe» aus Stäben, ist begehbar und inszeniert den Wald, wo gemäss Legende die beiden Königstöchter Hildegard und Bertha, dem Hirschen mit brennenden Kerzen auf dem Geweih begegnet sind.
Projekt «Regula»


2. Platz / Michèle Bär, Nicole Baumgartner, Baumgartner Bär Architekten GmbH SIA
Das Projekt «Regula» sieht vor zur 500Jahr Feier der Reformation in Zürich einen begehbaren Turm an der Stelle, wo einst der zweite Turm des Fraumünsters stand, für eine gewisse Zeit zu errichten.
Projekt «Chagallina»


3. Platz / Christine Bickel & Lena Paulsson, Studio inebi
Chagallina positioniert sich selbstbewusst zwischen dem Fraumünster und der Limmat, in der Flucht des Fraumünsterturmes, losgelöst von der historisch gewachsenen Struktur, autonom und frei. Die Höhe der beiden Türme ist identisch.
Projekt «Medusa»
«Wir Medusen lachen, wir lachen noch immer»


Sarah Züst
Wie ein zitternder Vulkan erhebt sich das lustvolle Lachen aus der Limmat und trägt die freiwerdende Kraft bis hoch über die Turmspitzen Zürichs. Es ist das Lachen der Frauen* Zürichs, welches vielen unseren Grossmütter und Mütter verboten wurde und noch immer unerwünscht und störend wirkt. Lachen, das sich vom Innern heraus kämpft und Körpergrenzen verschwimmen lässt. Es ist das Lachen der Medusen, das die patriarchalen Strukturen erzittern lässt. Es ist das mehrstimmige Lachen des Fraumünsters, deren ehemaligen Äbtissinen und Katharina von Zimmerns. Vielfältiges, erleichtertes, hemmungsloses und befreiendes Lachen, das gestern wie morgen, niemals verstummt.
Projekt «Eine Laterne»
Die Repräsentation von Frauen in der Gesellschaft.

Christina Roiz de la Parra (mit Nele Bergman), Roiz de la Parra Architects
Ein leuchtendes Bauwerk an der Limmat in Zürich repräsentiert die gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Präsenz und Bedeutung von Frauen. Es macht die kreative Arbeit von Frauen sichtbar. Und es sagt: Frauenförderung bedeutet, sich gemeinsam für die Gleichstellung der Geschlechter einzusetzen.
Projekt «Im Fluss»


Besa Zajmi, Romana Castiglioni, Alexia Sawerschsel, Studio Barrus GmbH
Das Ziel des Projekts ist ein Wahrzeichen des Wandels, der Offenheit, der Veränderung und Entwicklungsfähigkeit.
Leicht, weich und fliessend: Die Installation ist Gegenstück zum abgebrochenen steinernen Südturm. Ein imaginärer Schatten dieses verlorenen Turmes fällt als Zeichen der Versöhnung in Richtung Grossmünster. Er fliesst wie ein Wasserfall in die Limmat. Die Turminstallation, textil und bewegt vom Wind, ruft im steten Wandel neue Turmfiguren hervor.